UNSER MOTTO
UNSER MOTTO
Im November 2019 hat die feierliche Vereinigung von Männer- und Frauenkonferenz zur „Österreichischen Ordenskonferenz“ stattgefunden. Es hatte einen jahrelangen Vorbereitungsprozess gegeben, in dem organisatorisch, finanziell, strukturell, personell vieles geklärt worden war. Auch ein neues Statut war erstellt worden – für das es sogar die Genehmigung der Religiosenkongregation in Rom gebraucht hatte.
Als Sr. Christine Rod im Mai 2020 ihren Dienst als Generalsekretärin der Ordenskonferenz angetreten hat– gemeinsam mit Peter Bohynik als Geschäftsführer – war eine der ersten gemeinsamen Aufgaben, auf der Basis des vorliegenden Statuts eine Geschäftsordnung für die Arbeit im Generalsekretariat zu erstellen. Das Statut war als Grundlage, Orientierung und Rahmen vorgegeben. Aber da sind Fragen aufgetaucht wie: „Was heißt das konkret?“, „Wie kann daraus jetzt wirklich Wirklichkeit gestaltet werden?“, „Worum geht es uns in der Ordenskonferenz insgesamt, und im Generalsekretariat im Besonderen?“ „Was ist die Situation der Orden, und warum und wozu braucht es das Generalsekretariat?“
Generalsekretärin der
Österreichischen Ordenskonferenz
Vier Schwerpunktsetzungen, Blickrichtungen, Absichtserklärungen für das Selbstverständnis waren es, die dann benannt und konkretisiert wurden: den Orden Vernetzung, Unterstützung, Impulse usw. anbieten. Der letzte Punkt hieß: „Aufgabe der Ordenskonferenz ist es, beizutragen, dass die Orden und ihre Einrichtungen weiterhin in der Kirche und in der Gesellschaft präsent, relevant und wirksam bleiben.“
Diese vier Schwerpunktsetzungen wurden in den darauffolgenden Wochen und Monaten im Vorstand, mit den Bereichsleitungen, in Arbeitsgruppen und in den diözesanen Ordenskonferenzen erörtert. Und siehe da: „Präsent, relevant und wirksam“ hat richtiggehend „eingeschlagen“ und war auf einmal für viele Ordensleute und für Mitarbeitende ein eingängiges Motto. Und so war es leicht, und es lag gleichsam auf der Hand, dass der Vorstand diese drei Begriffe zu Leitbegriffen für die kommenden Jahre erklärte.
„Aufgabe der Ordenskonferenz ist es, beizutragen, dass die Orden
und ihre Einrichtungen weiterhin in der Kirche und in der Gesellschaft
präsent, relevant und wirksam bleiben.“
„Präsent, relevant und wirksam“ sind keine Erfindung von Sr. Christine Rod und Peter Bohynik bei der Erarbeitung der Geschäftsordnung für das Generalsekretariat. Sie kommen aus einer „hochkarätigen“ Inspirationsquelle, nämlich aus dem großen Ordensdokument „Vita Consecrata“ aus dem Jahr 1996. „Vita Consecrata“ vorausgegangen ist eine Synode, in der man sich nach Sinn und Auftrag des Ordenslebens an der Jahrtausendwende (und darüber hinaus) gefragt hat. Drei Grundsäulen des Ordenslebens wurden darin benannt: Gottesbeziehung, Gemeinschaft und Sendung, also Auftrag für Menschen und Welt. Das Dokument ist selbstverständlich nicht in Alltagssprache geschrieben, sondern in der feierlichen Sprache kirchliche Dokumente, aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
In § 72 (gleich zu Beginn des Sendungskapitels) heißt es: „Je mehr man Christus gleichförmiger wird, umso wirksamer und gegenwärtiger macht man ihn zum Heil der Menschen.“ In dem einen kleinen Satz ist gleich mehreres bedeutsam:
Erstens: Es ist eigentlich unglaublich (und zugleich irgendwie auch tief beglückend), dass sich Gott unser bedient, um wirksamer und gegenwärtiger zu sein. Noch dazu: „zum Heil der Menschen“. Es ist, als ob wir seine verlängerten Arme in dieser Welt wären.
Zweitens: Es ist ja nicht so, dass Gott von uns abhängig wäre und dass er nur durch uns wirksam und gegenwärtig sein könnte. Aber ich verstehe diese Worte so, dass es unser Auftrag ist („unsere Berufung“ könnte man auch sagen), einen Unterschied zu machen. „wirksamer“ und „gegenwärtiger“ sind Unterschiedsangaben. Wenn wir nicht wären, würde also etwas fehlen, auch für Gott. Und es geht doch tatsächlich darum, wirksam und gegenwärtig in der Wirklichkeit Gottes zu leben.
Einen anderen Hinweis, dass es im Ordensleben darum geht, einen guten Unterschied zu machen und die Wirklichkeit im Sinne Gottes zu gestalten, findet sich ganz zum Schluss des Dokumentes, in § 110: „Diese unsere, den Händen des Menschen anvertraute Welt, die im Begriff ist, in das neue Jahrtausend einzutreten, soll immer menschlicher und gerechter sein können, Zeichen und Vorwegnahme der künftigen Welt.“
Diese Welt ist uns anvertraut, und es geht um nicht weniger als darum, sie ein kleines Stück gerechter, menschlicher, heiler, erlöster, friedvoller, lebendiger und schöner zu machen. Diese Art des Unterschiedes zu „mehr Leben“ ist nicht nur eine Zukunftsansage oder ein Absichtserklärung. Das ist auch etwas, was die Orden schon tausendfach verwirklichen und womit Orden für unzählige Menschen bedeutsam („relevant“) und zum Segen geworden sind.
Das also ist der Hintergrund oder die Entstehungsgeschichte von „präsent – relevant – wirksam“.
Sr. Christine Rod