LIVE: Ordensgemeinschaften legen Statistik für 2019 vor
LIVE- Video Stream der Präsentation der Statistik 2019 von Erzabt Korbinian Birnbacher und Martin Gsellmann
Zahlen weiter rückläufig
Die Zahl der Ordensangehörigen in Österreich ist weiter rückläufig. Das hat die Österreichische Ordenskonferenz durch deren Vorsitzenden Erzabt Korbinian Birnbacher in einer Videopressekonferenz am 27. April 2020 bekanntgegeben. So sank die Gesamtzahl von Ordensangehörigen von 4.924 im Jahr 2018 auf 4.691 im Jahr 2019 (-5%). Die Hauptursache dafür ist die Altersstruktur, hier vor allem bei Frauenorden. 62% der weiblichen Ordensangehörigen sind über 75 Jahre alt. Zum Vergleich: Bei den Männerorden liegt der Anteil in dieser Altersgruppe bei 29%.
Der Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher kommentiert den Rückgang: „Wir werden weniger ... wir verringern uns um 5 % von 4924 auf 4691 Schwestern und Brüder. Das sind in absoluten Zahlen 233. Es handelt sich dabei aber nicht um nackte Zahlen, sondern um 233 konkrete Menschen, Schwestern und Brüder in Ordensgemeinschaften, die ihre Berufung gelebt und ihr bis zum Tod treu geblieben sind. Sie haben wie Paulus es formuliert „den Lauf vollendet“ (2 Tim 4,7).
"Ordensleute gehören eben nicht zur Profession der pragmatisierten Erbsenzähler, der kleinlichen Krämerseelen oder der beamteten Bedenkenträger, von denen es ohnehin viel zu viele gibt. Als Ordensleute gehören wir zur kirchlichen Gattung der Propheten, der Mut-Macher und der Hoffnungs-Träger, die schon immer rar waren. Die Zahlen sind eben die Zahlen!", sagt Erzabt Korbinian Birnbacher über die Statistik (c) magdalena schauer
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Drei weibliche Ordensgemeinschaften verließen Österreich, bzw. hörten auf in Österreich zu existieren, was die Anzahl aller Orden, die in Österreich vertreten sind, von 195 auf 192 reduzierte. Die drei Frauenorden waren die Sionschwestern, wobei eine Schwester in Wien noch wohnhaft ist, die Dienerinnen vom Hl. Blut, welche als Gemeinschaft und nicht mehr als katholischer Orden gezählt werden und die Anbeterinnen vom Blut Christi, die Österreich verlassen haben. So gibt es nunmehr 86 Männer- und 106 Frauenorden in Österreich.
Positiver Trend
Auch einen positiven Trend gibt es in der Ordensstatistik 2019 zu verzeichnen. So legten mehr Männer (+1) und vor allem Frauen (+13) ihre ewigen Gelübde ab und banden sich damit dauerhaft an eine Ordensgemeinschaft. Bei den Eintritten in das Noviziat sanken die Zahlen im Vergleich zu 2018. Bei den Männerorden traten 19 (25 in 2018) und bei den Frauenorden 16 (18 in 2018) ein.
Die Stv.-Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz Sr. Franziska Bruckner freut sich: „17 Frauen haben im abgelaufenen Jahr versprochen „sich für ihr ganzes Leben“ an die von ihnen gewählte Ordensgemeinschaft zu binden. Um sich „auf ewig“ einer Gruppe von Ordensfrauen anzuschließen bedarf es einer starken und mutigen Persönlichkeit und einer gediegenen Ordensausbildung. Gepaart mit Hoffnung und Zuversicht für den gewählten Weg möge es jeder einzelnen von ihnen geschenkt sein mit Freude das Leben zu gestalten, um sich einzubringen für die Menschen, mit denen sie zusammenarbeiten und -wirken und für die, die ihnen anvertraut sind“.
Auffällig bei der Altersstruktur ist, dass bei den Männerorden den größten Anteil (42%) die 40- bis 64-Jährigen ausmachen. Bei den Frauenorden ist der Anteil der 40- bis 64-Jährigen, bzw. 65- bis 74-Jährigen fast gleich groß, um die 18%. Die Männerorden haben zwar im Vergleich zum Jahr 2018 um 14% weniger unter 40-Jährige, aber der Anteil in dieser Altersgruppe ist mit 13% an der Gesamtzahl deutlich höher als bei den Frauenorden mit nur 3%. Bei den Frauenorden ist die Zahl der unter 40-Jährigen im Vergleich zu 2018 konstant geblieben.
Die Verteilung nach Alter und Geschlecht. Grafik: Österreichische Ordenskonferenz
18 Priesterberufungen und 52.118 SchülerInnen an Ordensschulen
Aus der Sicht des kommenden Weltgebetstages um geistliche Berufungen am 3. Mai gibt es Erfreuliches zu berichten: 2020 steuern die Ordensgemeinschaften 18 Priesterberufungen bei. 2019 waren es 10.
Eine Entwicklung im Bereich der Ordensschulen schreibt sich auch 2019 fort. Die Anzahl der in direkter Trägerschaft der Orden stehenden Schulen nahm leicht ab, von 43 auf 39. Die Anzahl der Schulen in Trägerschaft von Schulvereinen, wie der Verein für Franziskanische Bildung (VfFB), hat sich nicht wesentlich verändert (-1%) während die Vereinigung der Ordensschulen Österreich (VOSÖ) weiter, nämlich von 26 auf 35 Ordensschulen, wuchs. Damit besuchten 52.118 SchülerInnen in Österreich 2019 eine Ordensschule.
Jährlich zumindest eine Schulübergabe an die VOSÖ
Maria Habersack, Geschäftsführerin der VOSÖ klärt auf: „In den letzten Jahren hat jährlich zumindest eine Ordensgemeinschaft ihre Bildungseinrichtungen an die VOSÖ übergeben. Im Herbst 2018 haben die Steyler Missionare ihr Gymnasium in Bischofshofen übergeben. 2019 folgte die Übergabe des Standortes Riedenburg in Bregenz mit 3 Schulen durch die Sacré Coeur Schwestern, sowie die Übergabe der beiden Wiener Standorte Maria Regina und Maria Frieden mit insgesamt 5 Schulen durch die Schwestern vom Armen Kinde Jesu.“
In den Kernbereichen Bildung, Seelsorge und im Gesundheitsbereich sind die Ordensangehörigen, die dort ihren Dienst versehen, stabil geblieben. So wirkten 2019 in den rund 23 Ordensspitälern weiterhin rund 262, in den Schulen und Bildungseinrichtungen 267 und in der Pfarrseelsorge rund 1.084 Ordensleute.
"Ausschlaggebend ist das Vertrauen in Gott und die Menschen die hinter nackten Zahlen stehen", betont Erzabt Korbinian Birnbacher. (c) magdalena schauer
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Keine Erbsenzähler sondern Mut-Macher und Hoffnungs-Träger
Erzabt Korbinian Birnbacher: „Ausschlaggebend sind für mich letztlich nicht die Zahlen, die ihre Sprache sprechen, sondern unser Vertrauen in Gott und in die Menschen, die sich hinter diesen nackten Zahlen verbergen. Unser Auftrag lautet schlicht und klar: Aus den Zahlen die richtigen Schlüsse ziehen!
Ordensleute gehören eben nicht zur Profession der pragmatisierten Erbsenzähler, der kleinlichen Krämerseelen oder der beamteten Bedenkenträger, von denen es ohnehin viel zu viele gibt. Als Ordensleute gehören wir zur kirchlichen Gattung der Propheten, der Mut-Macher und der Hoffnungs-Träger, die schon immer rar waren. Die Zahlen sind eben die Zahlen!“
Gsellman und Erzabt Birnbacher in der Erzabtei St. Peter. (c) magdalena schauer
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Großer Dank in der Krise
Zum Abschluss des live übertragenen Pressegesprächs äußert sich Erzabt Birnbacher noch zur aktuellen Krisensituation. Corona zeige, dass auch Ordensleute keine Ausnahme bilden und natürlich genauso betroffen von allen Maßnahmen seien wie jeder andere. Vieles lasse sich darstellen in Zahlen, nicht aber die Dankbarkeit gegenüber allen MitarbeiterInnen in Ordenswerken wie beispielsweise den Spitälern. Sie alle hätten weit mehr geleistet, als sie jemals mussten.
Auch vieles anderes könne man nicht in Zahlen gießen, wie die unterschiedlichen Beiträge, die in den Bereichen Kultur und Bildung, in den Archiven und Kunstsammlungen, passieren. Kunst sei nicht bezifferbar. Birnbacher bedanke sich auch bei allen Archivaren und Zuständigen, die es möglich gemacht hätten, dass auch während der Krise Betriebe aufrecht erhalten wurden
Auch das Projekt #ORDENTLICH LERNEN, in dem gebrauchte Laptops an Ordensschulen gesammelt werden, um sie an SchülerInnen weiterzugeben, die sie dringend für das Homeschooling benötigen, zeige das wertvolle Engagement das in den Ordensgemeinschaften geschehe. Denn es ihr Auftrag Bildung weiterzugeben und fruchtbar zu machen für die Zukunft.
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Rückfragen an:
Martin Gsellmann
Tel.: 0660 785 36 26
martin.gsellmann@ordensgemeinschaften.at