„Auf der Suche nach dem Mehr im Leben"
Bruder Hans Leidenmühler OSFS kommt als Geistlicher Begleiter und Exerzitienleiter oft mit Spiritualität in Berührung. Im neuen Podcast „Orden on air“ erzählt er davon, wie er Menschen, die auf der Suche nach Spiritualität, diesem „Mehr im Leben“ sind, unterstützt.
Spiritualität ist ein großer Begriff, er findet nicht nur in allen Religionen, sondern auch in der Esoterik Verwendung. Eine allgemeingültige Definition gestaltet sich also schwierig, aber, so Bruder Hans, das liege auch in der Natur des Begriffes: „Im Wort Spiritualität steckt das Wort Spirit. Das bedeutet Geist, Hauch, Atmen – also etwas, das nicht fassbar ist. Aber wir brauchen es zum Leben und es bewegt uns.“
Alles beginnt mit einer Sehnsucht
„Der Beginn einer jeden Spiritualität ist die Sehnsucht. Wir spüren im Leben, es muss doch mehr geben“, beginnt Bruder Hans. Mehr als das, was wir im Alltag erleben, mehr als das, was wir wahrnehmen, etwas Größeres, das uns trägt. „Das ist dann der Moment, wo Spiritualität in unser Leben tritt.“ Und die Suche nach diesem Mehr beginnt.
Freundschaft mit Jesu
Als Geistlicher Begleiter und Ordensmann ist Bruder Hans in der christlichen Spiritualität verhaftet und hilft Menschen dabei, ihre Beziehung zu Gott zu finden oder zu intensivieren. „Die christliche Spiritualität ist ein Beziehungsgeschehen, im Zentrum steht Jesus und auf ihn richten wir unser Leben aus“, betont er.
Wichtig sei ihm, zu vermitteln, dass Jesus unser Freund ist, der stets an unserer Seite bleibt. Diese Freundschaft gilt es für die Begleitenden zu entdecken, denn: „Was kann schöner sein, als jemanden an seiner Seite zu haben, der mitgeht?“
Mehr Interesse an Spiritualität
„Viele Menschen kommen mit Alltagssorgen zu mir, aber hinter all dem stehen tiefere Fragen wie: Was trägt mich? Was sind meine Quellen?“, weiß Bruder Hans. Zurzeit merke er ein gesteigertes Interesse an Spiritualität, wofür er zwei mögliche Gründe anführt: „Es gab in den vergangenen zwei Jahren viele Bruchstellen im Leben der Menschen – der Ukrainekrieg, der Klimawandel, die Pandemie. Viele sind verunsichert und sehnen sich nach etwas Solidem, das sie durch diese Krisen trägt.“
Andererseits sind Menschen schon seit Jahren mit einem „konstanten Überangebot konfrontiert: Jeder sagt ihnen, was sie tun, was sie kaufen sollen, um glücklich zu sein. Das überfordert und Menschen spüren, dass das nicht richtig sein kann.“
Das sei dann der Punkt, an dem es tiefer gehe und die Fragen auftauchen: „Was ist es, das mich glücklich macht, was mir Frieden gibt?“
Der Weg zu mehr Spiritualität
Hier hilft Bruder Hans mit geistlichen Übungen, er gibt etwa Bibelstellen zur Meditation mit und bespricht dann mit dem Begleitenden das Erlebte: Mit welcher Person konnte sie sich am meisten identifizieren? Hat die Szene bestimmte Gefühle ausgelöst etc. Hier lassen sich oft Rückschlüsse auf den Menschen und seine Lebensumstände, seine Hoffnungen, seine Ängste ziehen.
Eine tägliche Gebetspraxis ist bei einem Wunsch nach mehr Spiritualität im Leben wichtig. (c) ÖOK
„Meditation und Beten ist wesentlicher Teil einer täglichen spirituellen Praxis“, so Br. Hans, „wofür man sich auch Zeit nehmen muss.“ Dieses tägliche spirituelle Einüben bezeichnet Franz von Sales als „ Weg der kleinen Schritte“, so der Ordensmann.
Bruder Hans begleitet nicht nur kircheninterne Menschen, sondern auch kirchenferne. Von ihnen lerne er viel: „Sie sind in gewisser Hinsicht ‚weiter‘ als wir kirchentreue Menschen, weil sie sich weniger mit den kircheninternen Themen und Strukturen beschäftigen.“ „Aber natürlich möchte ich den Begleitenden immer auch die Freundschaft mit Jesu schmackhaft machen“, verrät er augenzwinkernd.
Wichtig sei ihm auch, dass Spiritualität nicht mit einem Leistungsgedanken verbunden ist: „Es ist kein Selbsterfahrungstrip, keine Selbstoptimierung, wo mein ich im Mittelpunkt steht. Es geht immer um Beziehungen – zu Jesu, zu Gott, zu mir selbst, zu meinem Umfeld.“
Drei Fragen zur eigenen Spiritualität
Abschließend lädt er alle Menschen ein, sich mit ihrer eigenen Spiritualität auseinander zu setzen und diese Fragen zu beantworten: „Wonach sehnst du dich, was wünscht du dir für dein Leben und was behindert dich daran, so zu leben?“
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen.
Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen wie Apple, Spotify, Soundcloud, Amazon Music, Deezer, iHeart, JioSaavn, Listen Notes, Player FM, Podcast Addict, Podchaser und RadioPublic zu finden.
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[elisabeth mayr-wimmer]