„Clownsein ist für mich Menschsein pur“
Gott ist der Gaukler – er lädt mich zum Lebenstanz ein
KS Monika Miriam zog es, wie auch schon die beiden Gründerpersönlichkeiten der Kleinen Schwestern Jesu – Charles de Foucauld und Kleine Schwester Magdeleine Hutin –, in ferne Länder. Sie lebte in Marokko, Algerien, mit Nomaden in der Wüste – stets begleitet von einem Traum: „Ich träumte von einem Clown, einem Gaukler, der mit mir tanzt. Es war ein schöner Traum, er kam immer wieder, aber jedes Mal habe ich den Traum abgetan und weggelegt. Ich war überzeugt: Ich habe Wichtigeres zu tun.“ Dann kam eine schwere Krankheit hinzu und veränderte das Leben der Kleinen Schwester Jesu.
Wie es trotz aller Hürden dann doch dazu kam, dass KS Monika Miriam seit 10 Jahren als Rote Nasen-Clownin Minna – vorrangig auf der Wachkomastation in der Albert Schweitzer-Klinik in Graz – im Einsatz ist, erzählt sie im Podcast „Orden on air“.
Ganz Dasein
Über ihren Einsatz als Clownin Minna auf der Wachkomastation erzählt sie: „Die Arbeit ist sehr herausfordernd und gleichzeitig sehr bereichernd. Meistens gehen wir gestärkter nach Hause, als wir hinkommen“. Die Menschen, die sie besucht, sind in verschiedenen Bewusstseinsstadien. „Wir gehen immer in eine Begegnung von Herz zu Herz. Manche reagieren mit Hautrötung, durch Schwitzen und manche auch durch ein Lächeln oder ein Augenzwinkern.“
Sie erzählt, dass sie bei den Einsätzen immer ganz bei sich selbst sei, ganz auf die Präsenz fokussiert und vergleicht ihre Arbeit mit der Kontemplation, die viele Ordensgemeinschaften leben. „Ich konzentriere mich auf meinen Atem, auf das Ankommen, auf das Dasein – egal welches Gefühl gerade da ist. Ich komme mit mir selbst und mit Gott in Verbindung.“
Im Podcast spricht KS Monika Miriam auch über einen Besuch auf der Wachkomastation, der ihr besonders in Erinnerung geblieben ist. Und zu guter Letzt kommt auch Clownin Minna und das grunzenden Schweinchen Emil zu Wort inkl. gesungenem Ständchen. Reinhören lohnt sich.
Kleine Schwester Monika Miriam (re.), Renate Magerl (li.) vom Medienbüro der Ordensgemeinschaften und Schweinchen Emil bei der Podcast-Aufnahme – auch hier kam der Spaß nicht zu kurz. © ÖOK/Magerl
Der Clown ist verdichtetes Mensch-sein pur
Bereits die Ordensgründerin Kleine Schwester Magdeleine sagte: „Sei Mensch, bevor du Ordensfrau und Christin bist. Je tiefer dein Menschsein reicht, desto besser kannst du es Gott schenken, und dein Ordensleben wird auf soliden Grund stehen und sich gesund und ausgewogen entwickeln. Der Clown ist für mich Menschsein in seiner Essenz, kondensiertes Menschsein, verdichtetes Menschsein pur…“, erzählt Kleine Schwester Monika Miriam im Podcast auf die Frage, wie die Ordensfrau und die Clownin zusammenpassen, was sie vereint.
Von der Sahara in die ganze Welt
Was steckt hinter dem Charisma der Kleinen Schwestern Jesu? „Klein, weil wir voller Vertrauen in Gott sein wollen, so wie es Jesus war. Schwestern, weil wir konkret Schwestern für jede und jeden sein wollen. Und Jesus, weil Jesus auf unserem Weg unser einziges Vorbild ist“, so KS Monika Miriam.
Die Kleinen Schwestern Jesu leben in kleinen Gemeinschaften und sind weltweit in rund 60 Ländern tätig, bevorzugt mit Menschen am Rande der Gesellschaft. In Österreich sind die Kleinen Schwestern Jesu in Wien, Graz, Linz und Regelsbrunn bei Wien anzutreffen.
Charles de Foucauld, geistlicher Vater der Ordensgemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu, wurde am 15. Mai 2022 heiliggesprochen. (c) public domain
Gebet und Freundschaft: Die Kleinen Schwestern Jesu
Die Wurzeln der Ordensgemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu liegen in Algerien, dort wo auch Charles de Foucauld, der am 15. Mai 2022 heiliggesprochen wurde, gelebt hat. Die Ordensfrauen leben nach dem Grundsatz ihres Gründers, der sagte: „Verkündige das Evangelium nicht durch dein Wort, sondern durch das Leben.“
„Unser Auftrag ist Bethlehem, weil Jesus dort Mensch geworden ist. Er hat uns gezeigt, wie Gott ist. Das heißt auch für mich, mein Menschsein allumfassend anzunehmen, und die Ohnmacht und Schwächen als Sprungbrett des Vertrauens zu sehen. Schon Gründerin Kleine Schwester Magdeleine hat gesagt: Jesus ist Meister des Unmöglichen“, erzählt Kleine Schwester Monika Miriam und ergänzt: „Unser Alltag ist Nazareth! Unser geistlicher Vater Charles de Foucauld hat unter den Tuareg-Völkern in der Wüste gelebt. Er wollte Bruder aller Menschen sein. So wollen wir auch das Leben von Nazareth leben. Weil Jesus ja auch Handwerker war und einen unscheinbaren, gewöhnlichen Alltag gelebt hat – so glauben wir, dass unser gewöhnliches Leben der Ort ist, wo wir Jesus begegnen.“
„Orden on air“ – der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
Das Medienbüro hat im März 2022 mit dem Podcast „Orden on air“ einen neuen Medienkanal der Ordensgemeinschaften Österreich ins Leben gerufen. Und der Name ist Programm: Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich holt Ordensfrauen und -männer vor den Vorhang und – im wahrsten Sinne des Wortes – vor das Mikrofon. Ziel ist es, interessante Persönlichkeiten und besondere Talente vorzustellen sowie das Engagement von Ordensleuten in den vielfältigen Bereichen des Lebens zu zeigen.
Der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich ist auf allen größeren Audioplattformen wie Spotify, Soundcloud, Amazon Music, Deezer, iHeart, JioSaavn, Listen Notes, Player FM, Podcast Addict, Podchaser und RadioPublic zu finden (weitere Plattformen kommen laufend hinzu).
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Orden on air - der Podcast der Ordensgemeinschaften Österreich
„Orden on air“ mit Sr. Ida Vorel: „Wir wollen die Frauen in unsere Mitte holen“
„Orden on air“ mit P. Oliver Ruggenthaler: „Wir bleiben dort, um den Menschen zu helfen!“
Papst Franziskus spricht Charles de Foucauld heilig
[renate magerl]